Kommissarin Lund ist die unbestrittene Heldin des Prototyps des neuen Kriminalromans seit dem späten 20. Jahrhundert. In ihm bildet sich die globale Regionalisierung ab. Allein auf dieser Figur – bevor jede Handlung und jede action beginnt – versammeln sich Sprachen, Orte und Folklore aller skandinavischen Länder. Nordeuropa wird als eine aufgeräumte Landschaft und übersichtliche Protagonistin dargestellt: Lund trägt einen schwedischen Ortsnamen, als Markenzeichen eine isländische Tracht, die in der deutschen Sprache als Norweger-Pulli bekannt ist (englisch: Nordic fishing sweater), und ermittelt in Kopenhagen. Selbst der Verbrechensort, auf den die Serienmorde der 2. Staffel des dänischen TV-Krimis zurückgehen, Helmand, könnte lautlich in Skandinavien liegen, anstatt am Hindukusch, wo es die Kommissarin in Begleitung ihres Kollegen schließlich hinführt. In Helm und Tarnjacke reisen sie nach Afghanistan, um Leichen ziviler Kriegsopfer zu finden. Daheim geht es den Ermittlern um Terrorismus-Bekämpfung und um die nationale Sicherheit. Sicherheit welcher Nation genau, nochmal? Völlig egal. Völlig global. Die mit der Aufklärung der Serienmorde verwobenen Polit-Intrigen bleiben fiktiv und die “nationale Sicherheit” im Krimi eine Chiffre für anachronistische Utopien territorialer Begrenzbarkeit.